Ariestanto Jakobs, mit chinesischem Namen Tan Tjing Lok, ist Gründer und Lehrer des Wushu Vereins Nordhorn.

Sein Nachname Tan ist der einer großen Familie in der Provinz Hokian in Südchina. Wie viele andere so entwickelte auch seine Familie ihre ganz spezielle Kampfkunst, die nur vom Vater an die Kinder weitergegeben wurden, eine geheime Kunst, die bis zur Mitte dieses Jahrhunderts nicht an Außenstehende weitergegeben werden durfte. Als Ariestantos Urgroßeltern China verließen, änderte das nichts an dieser alten Tradition. Sie blieben ihrer Tradition verbunden und lehrten ihre Kinder weiterhin das Wushu ihrer Familie, den südchinesischen Shaolin-Stil.

Ariestanto Jakobs

Mit 8 Jahren begann Ariestanto von seinem Vater Wushu zu lernen. Mit 15 Jahren ging er bei Meister Tan Sing Tjay, der ebenfalls aus der Familie Tan stammte, in die Lehre und konzentrierte sich auf Selbstverteidigung. Der Drang zu lernen, möglichst effektiv zu kämpfen, um die eigenen Chancen zu verbessern, führte dazu, dass es nicht bei diesem einen Lehrer blieb. In den folgenden Jahren ging Ariestanto bei drei weiteren Wushu-Meistern in die Lehre, lernte dazu noch Judo, Jiu-Jitsu, Pencak silat (indonesisches Wushu) und Kyokushinkai Karate.

Mit 19 Jahren erlitt Ariestanto einen Unfall, der eine starke Beeinträchtigung seiner rechten Schulter zur Folge hatte. Das war ein schlimmes Ereignis für ihn, denn er konnte nun kaum noch eine der bisher erlernten Techniken verwenden, ohne sich selbst und seine Gesundheit zu gefährden. So ging er auf die Suche nach einem Wushu-Meister, der sich auf Heilmassage und Kräuteranwendungen verstand. Er fand den 73-jährigen Meister Yap Hong Kui, der versuchte, ihm zu helfen – leider nicht mit dem Erfolg, den Ariestanto sich erhofft hatte. Er erfuhr jedoch, dass Yap Hong Kui ein ausgezeichneter Lehrer und ein Meister des weichen Wushu war und bemühte sich, von ihm als Schüler aufgenommen zu werden. Doch der alte Meister lehnte ab. Er fühlte sich zu alt, um noch neue Schüler zu unterrichten. Aber vor allem begründete er seine Ablehnung damit, dass er nie wieder einen Schüler ausbilden wolle, nachdem ihm seine beiden besten Schüler Unehre gemacht hätten, indem sie die als reine Selbstverteidigung erlernten Techniken für Provokationen und Schlägereien missbraucht hatten.

Ariestanto setzte nun alles daran, diesem Wushu-Meister zu beweisen, dass er ein würdiger Schüler sei. Er besuchte ihn jeden Tag und schließlich willigte Yap Hong Kui ein. Er lehrte Ariestanto die Grundelemente des weichen Wushu, und führte ihn damit in ein ganz neues Denken und Handeln ein. Dieses Wushu war nicht hart und aggressiv sondern weich und defensiv – und dabei außerordentlich effektiv. Die neuen Erkenntnisse ließen Ariestanto nicht mehr los. Auf der Grundlage des weichen Wushu entwickelte er neue Techniken: fließend und schnell, weich und doch fest. Und er entwickelte sein neues Wushu so, dass er es auch mit seiner kranken Schulter gut ausführen konnte. Er nannte es Tan Kee Tze Wushu, das heißt: "Kunst der Selbstverteidigung der Familie Tan".

1982 gründete er hier den Wushu Verein Nordhorn e.V., der mittlerweile als gemeinnützig anerkannt ist.